Dieser Sommer ist für die Carrosserie- und Fahrzeugbaubranche historisch. Im 2022 eingeführten Beruf Carrosseriereparateur/-in EFZ absolvieren die ersten Lernenden überhaupt das Qualifikationsverfahren. Welche Vorbereitungen musste der Verband treffen? Wie fanden sich Prüfungsexperten? Peter Elsasser, Leiter Berufsbildung bei carrosserie suisse, gibt im Interview Einblicke.
Peter, wie gross war der Aufwand, ein komplett neues Qualifikationsverfahren zu organisieren?
Im Grunde nicht viel grösser, als bei bestehenden Berufen. Mehr zu erarbeiten gab es im gesamten Vorfeld bei der Erarbeitung des Berufes an sich. Das Erstellen des Bildungsplanes und der Bildungsverordnung nahmen ihre Zeit in Anspruch. Hierbei ist auch das Qualifikationsverfahren ein Teil davon. Wichtig es es, bereits dort festzulegen, welche Inhalte geprüft werden sollen und in welcher Form.
Welche Inhalte warten nun im ersten Qualifikationsverfahren auf die Lernenden?
Sie haben zum einen eine schriftliche Prüfung zur Berufskunde zu absolvieren. Zum anderen fliesst eine Erfahrungsnote aus den überbetrieblichen Kursen sowie aus der Berufsschule mit ein. Das Schwergewicht liegt auf dem praktischen Teil inklusive mündlicher Prüfung. Der praktische Teil setzt sich aus sechs Posten zusammen, von der Schadensaufnahme, über die Beurteilung, Lüftungs- und Kühlsysteme, die Fahrzeugelektronik, Blech-, Glas-, und Instandsetzungsarbeiten bis hin zu Grundbeschichtungen und Kunststoffreparaturen.
Wie setzen sich die Expertenteams für die Lehrabschlussprüfungen zusammen?
Da sich der Beruf Carrosseriereparateur/-in zwischen den Bereichen der Spenglerei und der Lackiererei bewegt, sind die Arbeiten auch da angesiedelt. Entsprechend übernehmen bereits bestehende Expertinnen und Experten aus den anderen Berufen auch bei diesem Qualifikationsverfahren die Bewertung.
Wird nach diesem ersten Qualifikationsverfahren eine Bilanz gezogen, was gut lief und was nicht?
Genau, das ist aber übrigens bei jedem der Berufe so. Wir halten eine Start- sowie eine Schlusssitzung und besprechen Positives und Negatives. Die Erkenntnisse daraus fliessen dann jeweils in die nächste Durchführung mit ein.
Nun gibt es sicherlich noch Betriebe, welche noch zögern mit dem Anbieten von Lehrstellen im neuen Beruf Carrosseriereparateur/-in. Welchen Nutzen tragen die Betriebe daraus, in diesem Beruf auszubilden?
Vorweg möchte ich unterstreichen, dass diese neue Grundbildung auf Wunsch der Branche sprich dem Grossteil der Betriebe eingeführt wurde. Natürlich braucht etwas Neues in diesem Ausmass auch immer etwas Zeit, bis es auf dem Radar erscheint und die Betriebe wissen, dass es diese Grundbildung gibt. Betriebe müssen prüfen, in welchen Lücken sie die neuen Fachkräfte einsetzen können.
Mit Carrosseriereparateurinnen und -reparateuren erhalten die Betriebe gut ausgebildete Fachkräfte, welche in beiden Bereichen, der Spenglerei und der Lackiererei, eingesetzt werden können.