Der Projektwettbewerb als Standortbestimmung


Aargau

18 Lernende im Beruf Carrosserielackierer/-in EFZ aus dem Kanton Aargau wurden am Mittwoch, 19.02.2025 zur Rangverkündigung des Projektwettbewerbs 2024 nach Zofingen eingeladen. Nebst den Lernenden, wurden auch deren Berufsbildner, Arbeitgeber, Eltern, Freunde und Verbandsvertreter sowie Prüfungsexperten herzlich zum Anlass in der Berufsschule willkommen geheissen (Die drei Gewinnerinnen von links: Joelina Messmer, Shania Stierli, Cindy Sommerhalder.)

Der Projektwettbewerb wird im Kanton Aargau jeweils im dritten Lehrjahr der CarrosserielackiererInnen durchgeführt. Im Rahmen des dritten überbetrieblichen Kurses in Ebikon erarbeiten sich die Lernenden den praktischen Teil des Projektwettbewerbs. Schon einige Wochen vorher erhalten sie in der Schule den Auftrag zum Projekt. Idee ist es, ein kompletter Kundenauftrag von A-Z durchzuführen. Als Basis dient eine aus Kunststoff gefertigte Roh-Karosserie, welche mit einem Lackaufbau von Grund auf verschönert werden darf.

So müssen die Lernenden gewisse definierten Kundenwünsche (beispielsweise Angaben zum Grundfarbton, zu vorgegebenen Dekorschriftzügen und aufzulackierende Logos) in die ansonsten individuelle, kreative Arbeit einfliessen lassen. Sie erhalten in der Schule und zu Hause Zeit, sich die Gestaltung der Karosserie auf einer Papiervorlage aufzumalen und ihre Ideen zu visualisieren.  Die Skizze dient dann als Vorlage für die spätere Gestaltung während des Kurses in Ebikon. Ähnlich wie an der Lehrabschlussprüfung erhalten sie im Kurs Besuch von einem Prüfungsexperten, der während eines Tages gewisse Arbeitsschritte zusammen mit dem üK-Leiter benotet und während der Arbeit über die Schultern der Lernenden schaut.

Selbstständiges und strukturiertes Arbeiten gefordert

Nebst der Rohkarosse, die diesmal mit einem dreischicht-Grundton (weiss) lackiert und anschliessend mit Fenstern, Felgen, einem Abarth-Schriftzug und dem Abarth-Logo verschönert wurde, haben die Lernenden noch diverse Nebenaufgaben zu erledigen, welche selbstständig zeitlich zu planen und durchzuführen sind. Dies sind das Spachtelblech, welches geschliffen, grundiert und in verschiedenen Arbeitsschritten der Spachtelbearbeitung fertiggestellt werden muss. Auch wird eine Nahtabdichtung ausgeführt. Eine Arbeit umfasst die Kunststoffreparatur, welche ebenfalls in verschiedenen Stadien der Bearbeitung abgeschlossen wird, wo die Experten später den Kleberauftrag, dessen Schliff und den Füllerauftrag sowie Planschliff bewerten können. Zudem gibt es die Farbmischübung, bei welcher ausgehend einer optischen Vorlage eine Rezeptur angepasst und mit maximal drei Abtönvorgängen die Farbe angepasst werden soll.

Neben dem praktischen Arbeiten werden auch die schulischen Fähigkeiten im allgemeinbildenden und im Berufskunde-Unterricht geprüft. Mit denselben Parametern, wie am Qualifikationsverfahren selbst, erhalten die jungen Berufsfachleute schriftliche sowie mündlich zu absolvierende Prüfungen. Auch hier werden wieder Prüfungsexperten eingesetzt, um die Situation der Lehrabschlussprüfung zu simulieren.
Übergeordnet ist der Projektwettbewerb ein wichtiges Instrument zur Standortbestimmung für die Lernenden sowie deren Ausbildner. Es gibt einen guten Überblick über die Stärken sowie des noch auszubauenden Potentials. Zudem erfahren sie durch die Anwesenheit der Prüfungsexperten, der selbstständigen Arbeitsplanung in der Praxis und im Umgang mit realem Prüfungsdruck eine sehr ähnliche Situation wie an der ein Jahr später folgenden Lehrabschlussprüfung.

Gelegenheit zur Netzwerkpflege

Die anschliessende Feier in Zofingen mit Rangverkündigung erinnerte ebenfalls an die richtige Lehrabschlussfeier. So gab es eine detaillierte Präsentation der ausgeführten Arbeiten inklusive Angaben zu erreichten Durchschnittsleistungen der Klasse und der jeweiligen Bestnoten der einzelnen Positionen. Und am Ende rundete ein grosszügiger Apéro-riche den Abend ab und gab Raum fürs Vernetzen und Austauschen unter Berufsleuten und Schulkollegen und -kolleginnen.

Trotz der feierlichen Atmosphäre bei der Rangverkündigung gibt es einen Wermutstropfen: Es ist bedauerlich zu beobachten, dass zahlreiche Ausbildungsbetriebe es Jahr für Jahr versäumen, ihre Lernenden an diesem besonderen Anlass zu begleiten. Nicht selten fehlen Ausbildner, Arbeitskollegen, Vorgesetzte oder sogar die Lernenden selbst – ein Umstand, der nicht nur mangelnde Wertschätzung signalisiert, sondern auch eine verpasste Gelegenheit darstellt, sich über die Erfolge der eigenen Nachwuchskräfte zu informieren. Dabei gehört es zur Rolle eines Berufsbildners oder einer Berufsbildnerin, solche Momente zu nutzen und ihre Schützlinge zu unterstützen. Hier besteht eindeutig noch Verbesserungspotenzial.

Spezielle Gratulation geht an die tollen Leistungen folgender Lernenden:

  • Rang 1, beste Gesamtleistung und beste praktische Note: Frau Shania Stierli, Gebr. Brem AG, 8917 Oberlunkhofen
  • Rang 2, zweitbeste Gesamtleistung, Frau Joelina Messmer, AMAG Automobil und Motoren AG, 8600 Dübendorf
  • Rang 3, drittbeste Gesamtleistung, Frau Cindy Sommerhalder, René Weber AG, 5728 Gontenschwil
  • Nachhaltigkeitspreis 2024: Herr Marlon Lechleiter, Neeser Carrosserie + Spritzwerk AG, 5610 Wohlen, Herr Lechleiter produzierte während des gesamten Wettbewerbs am wenigsten Abfälle und erhält dadurch den Nachhaltigkeitspreis.

Die carrosserie suisse Sektion Aargau dankt:

  • Sponsorin der Preise Rang 1-3: JASA AG – Spritztechnik, Carrosserie- und Industriebedarf, 8957 Spreitenbach
  • Sponsorin Preise alle Lernende: Stiftung zur Förderung des Berufsnachwuchses im schweizerischen Autolackierergewerbe, 8330 Pfäffikon
  • Räumlichkeiten Rangverkündigung: Berufsschule Zofingen, 4800 Zofingen
  • Fachlehrpersonen und Experten, welche beim Erarbeiten und Bewerten des Projektwettbewerbs 2024 mitgearbeitet haben

Text: Sektion Aargau

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